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Wieder einmal wurde mir etwas beim letzten Tauchgang sehr deutlich.

Und zwar welche Bedeutung die Tiefe für uns hat.

Tiefe, das ist doch meist etwas gruselig, zwischen Abenteuer, Nervenkitzel und leichten Horrorszenarien. Vor allem wenn diese bestimmte Tiefe noch unerforscht ist. Oder wie geht es Dir damit?

Unter der Oberfläche ist das, na ja, was halt unter der Oberfläche verdeckt, verborgen, nicht sichtbar und auch verdrängt ist. Und dieses „Nicht Sichtbar Sein“ gibt größten Gestaltungsraum für alle möglichen Gedankenspielereien im Hinterkopf, ob nun ihrer bewusst oder unbewusst.

Beim Tauchen zeigt sich das dann manchmal in verschiedensten Zeichen körperlicher Art. So kann plötzlich etwas drücken und zwacken, das Atmen funktioniert nicht, der Mund zu trocken, das Ohr ziept und ein Druckausgleich sind nicht möglich, oder oder…. Doch was es auch ist und wie es sich zeigt, es bedeutet zunächst einfach nur ein Innehalten an dieser Schwelle. Ich könnte sagen, an genau dieser Schwelle zum Tiefergehen.

 

Was sich körperlich zeigt, ist ein Symptom. Nicht zwingend die Ursache.

 

Das ist ein wichtiger Unterschied.

Wir haben viele Symptome im Alltagsleben. Und oftmals ein Umgehen damit, welches das Symptom als Ursache deklariert.

Und das ist ein gewaltiger Trugschluss.

Bleiben wir mal im Wasser. Wenn ich mir jetzt sage, naja, das ist halt so bei mir, ich kann halt die Ohren nicht freibekommen, das kriege ich nicht hin. Und ich gehe weiter mit meinen Gedanken in inneres Suchen nach Bestätigungen, weshalb das so sein könnte. Wie zum Beispiel mögliche alte Krankheiten, Erkennen von ähnlichen Erfahrungen anderer Familienmitglieder und so weiter. Dann ist gut möglich, dass ich keine Ursache finden will, sondern nur eine Bestätigung des Symptoms suche. Um mich gerade jetzt von der Tiefe abzuhalten. Die Meerestiefe ist dabei wie eins mit der inneren Tiefe.

Wohlgemerkt. Es ist fundamental wichtig, an dieser Schwelle des Symptoms stehen zu bleiben.

 

Also auf keinen Fall drüber weg zu gehen. Nein, nein.

 

Doch gerade das erfordert ein etwas anderes Beachten des Symptoms. Eher mit der Frage:

 

Was will mir das mitteilen, dass das jetzt gerade so hier ist und sich hier so zeigt?

 

Diese Frage lässt an der Schwelle stehen bleiben, inne halten und wahrnehmen.

Im Alltag kennst vielleicht auch Du solche Symptome, wie zum Beispiel Bauchschmerzen vor Prüfungen, Pickel vor bedeutenden Verabredungen oder die Kette von Vergessen, zu spät kommen und etwas verpassen oder ausfallen lassen. Aussagen wie, oh, das geht jetzt nicht, das kann ich nicht tun oder lernen, es liegt in der Familie oder jaja, wenn ich das nicht hätte, ja dann würde ich. Es gibt viele kleine und große Symptome dieser Art.

Sie haben alle eines gemeinsam.

 

Sie weisen Dich jetzt in dieser Situation sehr deutlich auf etwas hin.

 

Denn Symptome sind ganz ehrlich gesagt nur Oberfläche. Sie bringen Dich zum Stoppen. Solltest Du nämlich einfach nur stoppen wollen, dann tust Du das ganz einfach in dem Wissen. Und brauchst kein Symptom dazu. Doch genau dann, wenn Du nicht aus vollem Herzen hier einfach stoppen, sprich sein willst, dann können sie Dich in die Tiefe bringen. Dort wo etwas zu finden ist.

Manchmal sind das Antworten auf Fragen, die Du schon lange mit Dir trägst. Antworten, die Du suchst und vielleicht auch schon ahnst doch möglicherweise noch nicht als Antwort hören magst. Vielleicht auch noch nicht bereit bist dazu. Diese Antworten auf Deine Fragen finden sich in der Tiefe. In der Tiefe Deines Seins.

Symptome sind ihr Wegweiser dahin. Wegweiser für Deinen Blick in die Tiefe. Auf das, was jetzt vielleicht bereit ist empor gehoben und in Dein Leben gebracht zu werden. Natürlich könntest Du jetzt weiter daran vorbei blicken, so tun, als ob es nicht da ist. Es ignorieren und am Symptom festhalten. Den Blick auf das Symptom fixieren anstatt auf das was es dahinter zu bergen gilt.

 

Tauchen, und das fasziniert mich immer wieder erneut, lässt das nicht zu.

 

Tauchen bietet in dem Moment pure Konfrontation mit der Entscheidung und Verantwortung entweder tiefer gehen zu wollen oder nicht. Es konfrontiert mit dieser Schwelle. Vielleicht auch mit einem Eingeständnis von Angst hier an dieser Schwelle. Und erst nach einem JA dazu, kann geschaut werden, was es braucht um den Blick unter die Oberfläche zu öffnen.

Dieses „JA“ betrifft das Fühlen. Den Moment des Stoppens, der Schwelle der Angst voll und ganz wahrzunehmen bewirkt ein ehrliches Eingeständnis zu erkennen, was ich wirklich vermeide oder wovor ich wirklich Angst habe und was ich wirklich will. Ohne Ausflüchte, dass es dieses „Symptom“ sei, dass mich davon abhält und somit vom eigentlichen Thema ablenkt.

Jegliche Fragen, die unsere Identität, die Vorstellung von uns selbst oder wie unser Leben zu sein hat, in Frage stellen, werfen oft solche Symptome auf. Wir lassen uns lieber ablenken dorthin zu schauen und uns dessen gewahr zu werden, was wir im Grunde genommen schon längst ahnen. Zum Beispiel ein Ende einer Beziehung, eine wegfliegende Illusion unserer Lebensführung. Eine Rolle, die wir lange gespielt haben und nun nicht mehr mitmachen wollen. Eine Erwartung, die wir nicht erfüllen können und wollen, völlig egal ob sie von außen oder von uns selbst an uns gerichtet wurde.

 

Wenn etwas nicht zu mir gehört…

 

Doch letztlich sind es dabei alles fremde Teile, die nicht unserem wahren Kern entsprechen oder nicht mehr entsprechen. Doch wir halten lieber fest, konzentrieren uns auf das Symptom anstatt die volle Wahrheit für uns zu erkennen. Logisch, weil ja Gefühle damit verbunden sind.

Denn es schmerzt ungemein oder löst tiefe Gefühle aus, vielleicht Wut, Trauer, Unsicherheit oder Hilflosigkeit, wenn Bilder, Vorstellungen von mir selbst und meinem Leben nicht mehr tragbar sind, längst Illusion geworden und nun vergänglich werden. Auch wenn ich sie mir vielleicht noch so sehr gewünscht habe.

Zum Beispiel die Vorstellung einer heilen Familie nach genau diesem Werbebild der RAMA Familie aus der Werbung (wer kennt sie noch?) oder die Rolle als erfolgreiche Karrierefrau als immer fröhliche Mutter oder oder oder… die Liste kann lang sein.

Die Erkenntnis des unausweichlichen Wandels schmerzt und die Tiefe der Seele lässt mich dort mit diesem Schmerz in Berührung kommen. Dann kann ich die Gefühle fühlen und zugleich dann eine neue Verbundenheit frei von solchen Vorstellungen erwecken. Das schafft Neues, eine neue Identität zum Beispiel, ein Neues „ach das bin ich“. Vor allem jedoch macht es frei für die Essenz hinter den Bildern. Das halte ich wirklich für das Wichtige darin.

 

Die Essenz des Seins-Zustands dahinter trägt.

 

Am Beispiel der Rama Familie geschaut liegt dort ja auch nur („nur“ bitte relativ gesehen) ein Gefühl dahinter. Eine Idee von wie ich sein will und mich fühlen will, verknüpft mit dem Gedanken, dass das nur mit dieser „Rama Familie“ zu verwirklichen sei. Pure Illusion. In die eine Richtung. Und jetzt kommt die frohe Botschaft. Wie in die andere Richtung.

 

Denn dieser Wunsch nach dem Gefühl darf bleiben.

 

Nur das längst unpassend gewordene Bild der Rama Familie funktioniert nicht.

Hat auch nie funktioniert. Weil es eben nicht der Tiefe meines Seins entspricht. Und so bleibt jetzt die entscheidende Frage nur nach dem Gefühl, das ich will, und das kann so viele Ausprägungen, Gestalten, Bilder, Facetten haben. Wenn ich so schaue kann ich erkennen, dass es vielleicht vielmehr mit „sich zu Hause fühlen“, „genährt und unterstützt fühlen“, „im Verbund gemeinsam leben“ oder irgendetwas anderes zu tun hat.

 

So schafft die Tiefe Neues.

 

Neues, das wirklich mir selbst entspricht. Es ist nur noch nicht erprobt. Beim Hochtauchen bleibt die Verbindung zu diesem wahren Gefühl um das es geht. Die Schwellen der Angst sind durchlebt. Die Tiefe ein Stück erforscht. Die Symptome sind als Wegweiser enttarnt.

 

Was entsteht ist eine neue Verbundenheit zu mir selbst.

 

Ja, tatsächlich habe ich es auch so erlebt, dass solche existentiellen und identitätsrüttelnden Fragen, tiefe Unsicherheiten auslösen, die sich auch auf verschiedenen körperlichen Ebenen zeigen. In solchen Phasen war Tauchen und Tiefe herausfordernd bis manchmal schwer möglich. Die eigene innere Tiefe und die Tiefe des Meeres können eng miteinander verwoben sein. Und so bewirkt gerade dieses Eintauchen mit guter Begleitung allein über die körperliche Erfahrung ein neues Vertrauen, ein Gefühl von Sein anstatt „irgendwie anders sein zu müssen“ und Verbundenheit mit dem innersten Wesenskern.

 

Lass Dich ermutigen sowohl die Schwellen wie die Tiefen auch in Dir zu entdecken.

 

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Petra Michaela Pfeiffer

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